Die Anfänge meines
Läuferlebens
Es bedurfte gleich dreimal meiner Neugier, damit
ich letztendlich zum Langläufer wurde.
Anfang April 1966 fragte unser Jugendtrainer beim
SC Wegberg, Gerd Schmidt, wer an den Kreiswaldlaufmeisterschaften in
Tüschenbroich teilnehmen möchte. Unser Libero, Jürgen Scholz, rief
gleich aus: „Ich werde dort Kreismeister!“ Da ich insgeheim der Meinung
war, dass ich mehr Ausdauer hatte als er, meldete ich mich ebenfalls. W.
Pechtheyden komplettierte die Mannschaft.
Eine Woche vor dem Lauf fuhren wir mit den
Fahrrädern nach Tüschenbroich, um uns die Strecke anzuschauen. Da es
aber noch keinerlei Markierungen gab fuhren wir wieder nach Hause.
Am Wettkampftag, Sonntag der 23.4.1966, fuhren wir
wieder mit dem Fahrrad dorthin. Als wir ankamen mussten wir uns noch
beeilen, da die Teilnehmer bereits ein paar hundert Meter entfernt am
Start standen.
Als wir auf die Wartenden zuliefen,
dachte ich das wäre das falsche Rennen. Die meisten der 15- und
16-jährigen sahen schon aus wie Erwachsene! Als dann der Startschuß fiel
und alle losrannten als wären nur 200 m und nicht knapp 2 km zu laufen
dachte ich nur noch, bloß nicht Letzter werden. Wolfgang Jacken vom TuS
Wegberg war der schnellste Sprinter, dahinter rannte eine mehrköpfige
Gruppe.
Als diese Gruppe nach ein paar hundert Metern den
Ausreißer einholte blieb sie hinter ihm, keiner überholte. Als ich dann
die Gruppe erreichte überlegte ich ob ich vorbeigehen sollte oder nicht.
Da ich aber um meine Spurtschwäche wusste und mich noch gut fühlte, ging
ich vorbei. Keiner ging mit und ich dachte, jetzt geht es dir wie dem
Ausreißer am Anfang. Da ich die Strecke nicht kannte wusste ich auch
nicht wie weit es noch war.
Als ich dann auf die 200 m lange Zielgerade einbog
fingen die Zuschauer an zu klatschen. Das motivierte mich, meine letzten
Kräfte zu mobilisieren und rannte so schnell ich konnte. Zum Glück, denn
hinter mir kamen die „professionellen“ Mittelstreckler, Erwin Bujadillo
(ASV Rurtal) und Wolfgang Küppers (SV Merbeck) förmlich herangeflogen,
holten mich aber nicht mehr ein!
Beide wollten am nächsten Wochenende Revanche haben
beim 1.000 m Lauf in Erkelenz.
„Klar bin ich nächste Woche in Erkelenz“ war meine
Antwort wohl wissend, dass ich nicht dort sein würde. Da Scholz und
Pechtheyden auf Platz 6 und 8 einliefen gewannen wir noch den
Mannschaftspokal! Stolz fuhren wir mit den Rädern ins Vereinslokal „Zum
Stöckske“ und präsentierten dort den Pokal. Alle dachten natürlich, dass
Scholz der Schnellste gewesen war und dieser musste dann kleinlaut
zugeben, dass ich ihn ein ganzes Stück abgehängt hatte.
Trotz der beiden Kreismeistertitel war damit das
1. Kapitel Langlauf abgehakt.
Ein paar Wochen später erhielt ich vom Vorsitzenden
des Leichtathletikkreises Erkelenz, Theo Clemens, eine Einladung zum
Vier-Kreise-Vergleichskampf in Bergheim. In jeder Disziplin sollten
jeweils 2 Teilnehmer aus den Kreisen Bergheim, Heinsberg, Geilenkirchen
und Erkelenz starten, ich sollte 1.000 m laufen. Eigentlich traute ich
mich nicht teilzunehmen. Allerdings lockte mich der Hinweis, dass jeder
Teilnehmer eine Urkunde bekommt. Unter dem Aspekt, in Bergheim kennt
dich keiner, meldete ich mich an. Mit dem Bus, der die Teilnehmer aus
dem Kreis abholte, ging es dann nach Bergheim. Erwin Bujadillo war ganz
aufgeregt weil er „Marathon“ laufen sollte, die 3.000 m bei der
männlichen Jugend A. Dort hatte der Kreis nur einen Läufer. Auf meine
Frage ob ich nicht die 3.00m laufen könnte rief er aus, „ich habe einen
Bekloppten gefunden, der für mich Marathon läuft“. So lief ich dann bei
den 2 Jahre älteren mit und belegte in 10:09,8 Min. den 3. Rang.
Am Mittwoch vor dem Lauf hatte ich mein einziges
Lauftraining absolviert. Von zu Hause war ich den Verschönerungsweg
entlang der Schwalm so schnell und so lange ich konnte gerannt. Nachdem
ich wieder Luft bekam ging es wieder zurück. Am nächsten Tag konnte ich
mit den harten Waden kaum einen Schritt gehen. Bis Samstag war dies Gott
sei Dank abgeklungen.
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